Kläre Deine Beziehung und werde gesund

In meiner langjährigen Praxiserfahrung erlebe ich immer wieder, dass Menschen mit seelischen und körperlichen Symptomen sowie Selbsbewusstseinsproblematik, Problemen mit den Kindern, den Eltern oder dem Beruf, in die Praxis kommen und eine Lösung für diese Probleme suchen. Manchmal ist es wirklich richtig und sehr produktiv, lösungsorientiert zu arbeiten, und oft ergibt das eine baldige Besserung der Problematik. Doch manchmal scheinen die Lösungswege nicht zu greifen und der Klient kommt nicht weiter.

An diesem Punkt (spätestens) ist es wesentlich, sich die Beziehung anzuschauen, in der er lebt, oder/und auch die Menschen, mit denen er sich umgibt. In Beziehungen werden meist alte Schemas gelebt, die reduzieren oder/und krankmachen. Man retraumatisiert sich sozusagen selber. Denn meistens ziehen uns Menschen an, die ähnliche Verhaltensweisen haben wie wir sie bereits in der Kindheit erlebt haben. Wird das nicht erkannt, arbeitet der Klient zwar an seinem Thema, doch letztendlich nur am Symptom und nicht an der Ursache. Es ist immer wieder erstaunlich, wie schwierig dies für viele Menschen ist, da an diesem Punkt oft die Angst vor Trennung und Verlust stärker ist als der bestehende Leidensdruck. Fast unglaublich ist es zu beobachten, wie viele Beziehungen zwischen Erwachsenen aus Abhängigkeit bestehen, sei es emotional oder auch finanziell. Oft ist den Menschen das sogar bewusst, dass sie in einer Beziehung leben, die ihnen nicht wirklich guttut, doch die Hoffnung das, sich etwas (meistens: der Andere) ändert, stirbt bekanntlich zuletzt. Wer sehr viel in seiner Kindheit aushalten musste, ist dies ja gewohnt, und es erscheint im fast "normal", sich selbst im Mangel oder gar als Opfer zu fühlen oder auf eine Zeit zu warten, wo alles gut wird. Da gibt es eine Menge Abwehr- und Schutzmechanismen, die in der Kindheit überlebenswichtig waren, doch im Erwachsenenalter keine wirkliche Notwendigkeit mehr haben. Bis dann irgendwann die unterdrückte Seele spricht, sich in Ängsten, Zwängen oder anderen psychischen Symptomen oder auch in körperlichen Erkrankungen ausdrückt.

Manchmal höre ich dann von den Menschen "...aber ich liebe ihn/sie doch". Doch wie kannst Du jemand Anderen lieben, wenn Du Dir selbst nicht die notwendige Wertschätzung und Achtsamkeit gibst? Und es gibt da auch eine – ich nenne sie – spirituelle Falle: Du verstehst den Anderen und seine Geschichte, Du weißt, dass er Deine Anteile spiegelt, Du schaust, was Du von ihm lernen kannst... wenn sich trotzdem nichts ändert und es Dir (und sicher auch Deinem Partner) immer wieder nicht gut geht, sitzt Du in deiner "spirituellen Verständnisfalle". Dann wird es höchste Zeit, Dir selbst Verständnis entgegenzubringen und Deinen eigenen Lernauftrag zu erfüllen.

In diesem Sinne wünsche ich uns Menschen ein wertschätzendes und achtsames Miteinander, und mögen wir uns alle in unserem So Sein frei und von Gott geliebt fühlen.
veröffentlicht am 02.06.2017 · alle News-Meldungen anzeigen
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